Pressemitteilung
Hannover, 05.04.2013
BGR: Israel auf dem Weg zum Erdgas-Selbstversorger
Jahrzehntelang wurde der Tiefwasserbereich des östlichen Mittelmeerraumes als wenig prospektiv für Erdöl und Erdgas angesehen. In den vergangenen Jahren konnte dort jedoch ein bedeutendes Potenzial an Kohlenwasserstoffen nachgewiesen werden. Die Folge: In Israel ist jetzt das 2009 entdeckte Erdgasfeld Tamar in Produktion gegangen. Zur besseren Einordnung des jüngsten Erdgasfundes vor Israels Küste hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) an dieser Stelle die wichtigsten Informationen zu diesem Thema zusammengestellt:
In den vergangenen Jahren hatten Aufschlussbohrungen zu großen Erdgasfunden im Levantinischen Becken geführt. Das Becken befindet sich nordöstlich des Nil-Deltas im östlichen Mittelmeer und stand in der Vergangenheit aufgrund der komplexen geologischen Verhältnisse, großer Wassertiefen und politischer Spannungen zwischen den Anrainerstaaten nicht im Fokus der Erdöl- und Erdgasindustrie. Etwa ein Jahr nach der Entdeckung des jüngst in Betrieb genommenen Erdgasfeldes Tamar fand ein vom texanischen Energiekonzern Noble Energy geführtes Konsortium ebenfalls vor Israels Küste das fast doppelt so große Feld Leviathan mit einem geschätzten Erdgasinhalt von 481 Mrd. m3. Leviathan war der weltweit größte Tiefwasserfund des vergangenen Jahrzehntes: die Lagerstätte soll eine Ausdehnung von mehr als 300 km2 haben. Allerdings müssen noch mehrere Untersuchungsbohrungen abgeteuft werden, um genaueren Aufschluss über die Ausdehnung der Lagerstätte zu erhalten.
„Tamar und Leviathan sowie die übrigen, kleineren israelischen Vorkommen haben das hohe Erdgaspotential des Levantinischen Beckens bestätigt“, sagt der Erdgas-Experte der BGR, Jürgen Meßner.
Doch nicht nur auf israelischem Hoheitsgebiet ist unter mächtigen Salzschichten Erdgas gefunden worden. Ende 2011 wurden mehr als 150 km südlich von Zypern größere Mengen an Erdgas im Aphrodite Feld entdeckt. Nach vorläufigen Schätzungen belaufen sich die nachgewiesenen Erdgasmengen auf etwa 150 Mrd. m3. Insgesamt sind seit 2009 im östlichen Mittelmeer Erdgasmengen in der Größenordnung von 1 Billion m3 nachgewiesen worden. Darüber hinaus werden in der Region noch weitere Erdgasressourcen in Billionenhöhe vermutet. Die neuen Funde sind für Israel zwar immens, im Vergleich zu anderen Mittelmeer- Anrainerstaaten aber überschaubar. Sowohl Ägypten als auch Algerien verfügen über wesentlich höhere Erdgasreserven als Israel.
Die Bedeutung der Funde im Levantinischen Becken geht allerdings weit über den ökonomischen Wert hinaus, da sie einen starken Einfluss auf die ohnehin komplexe geopolitische Landschaft in der Region haben werden. „Israel wird mit der weiteren Entwicklung seiner Erdgasfunde nicht nur seinen eigenen Bedarf decken und unabhängig von Importen aus Ägypten werden können, es könnte sogar zum Erdgas-Exporteur werden“, so Meßner.
Weitere Informationen:
http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Energie/Erdgas/erdgas_node.html
Fachlicher Ansprechpartner:
Jürgen Meßner, Tel.: 0511 643 3504, E-Mail: Juergen.Messner@bgr.de
| Pressesprecher: Andreas Beuge, Tel.: 0511 643 2299, E-Mail: info@bgr.de, Internet: http://www.bgr.bund.de |