BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

BGR-Infraschallstation in der Antarktis wacht wieder über Atomversuche

Die deutsche Forschungsstation Neumayer IIIDie deutsche Forschungsstation Neumayer III Quelle: BGR

Seit 1996 überwacht die BGR für die Bundesrepublik Deutschland die Einhaltung des Kernwaffenteststoppvertrages (CTBT). Neben ihren Stationen im Bayerischen Wald, die unlängst mit seismischem Gerät den zweiten unterirdischen Atomtest Nordkoreas registrierten, betreibt die BGR zur Erfüllung der Aufgabe auch Messsysteme in der Antarktis. Anfang des Jahres 2009 musste die polare Infraschallstation umziehen. Jetzt ist sie wieder am Netz des internationalen CTBT-Überwachungssystems.

Der Umzug der antarktischen Messstation war durch die Errichtung der neuen Forschungsstation Neumayer III erforderlich geworden. Mit der Aufgabe von Neumayer II konnte auch die BGR-Infraschallstation IS27 nicht mehr an ihrem bisherigen Standort betrieben werden. Von dort aus hatte die Messanlage seit 2003 als Bestandteil des internationalen Überwachungssystems gearbeitet und mit einer Zuverlässigkeit von mehr als 99 Prozent rund um die Uhr atmosphärische Druckwellen registriert.

Die vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) ganzjährig betriebene antarktische Forschungsstation Neumayer III wurde am 20. Februar 2009 etwa 6 Kilometer südlich von Neumayer II offiziell eingeweiht. Bis zur feierlichen Eröffnung hatten auch die beiden eigens angereisten Mitarbeiter des BGR-Fachbereichs „CTBT, Seismologisches Zentralobservatorium“ reichlich Arbeit, um den Umzug von IS27 in die neue Forschungsstation zu realisieren.

Ganze 52 Tage blieben dem BGR-Team. „In dieser äußerst knapp bemessenen Zeit waren neun Feldstationen abzubauen und einer grundlegenden Inspektion zu unterziehen“, so BGR-Geophysiker Gernot Hartmann. Erst einmal aber galt es die Ausrüstung von IS27 auszugraben. Das vergangene Jahr hatte die rekordverdächtige Höhe von bis zu 180 Zentimeter Neuschnee gebracht.

Verlegen der Stromkabel von Neumayer III zu den IS27-FeldstationenVerlegen der Stromkabel von Neumayer III zu den IS27-Feldstationen Quelle: BGR

Die inzwischen mit WLAN-Technik zur Datenübertragung ausgerüsteten Feldstationen wurden 2,5 Kilometer südwestlich von Neumayer III wieder aufgebaut. Für die Stromversorgung der im Umkreis von einem Kilometer liegenden Messpunkte mussten 10 Kilometer Kabel neu verlegt werden. Die zentrale Datenerfassungsanlage zog in das neue Rechenzentrum von Neumayer III ein. Sie dient dazu, die mit 20 Werten pro Sekunde kontinuierlich registrierten Daten aller neun Feldstationen zusammenzufassen und die vollständige Datenübertragung sowohl an das internationale Datenzentrum der CTBT-Organisation in Wien als auch zur BGR zu gewährleisten.

Stürmische Wetterbedingungen verzögerten fast zwei Wochen lang die Durchführung der Außenarbeiten. Allein die Zeit zwischen Richtfest und Fertigstellung des neuen Stationsgebäudes betrug dadurch weniger als sechs Wochen. Parallel zu den unter Zeitdruck am Innenausbau arbeitenden Bauleuten wurden von den einzelnen Wissenschaftsbereichen die neuen Observatorien installiert. In guter Kooperation mit dem Logistikteam und den Geophysikern des AWI konnten letztlich alle Arbeiten an IS27 termingerecht abgeschlossen werden. Bei der feierlichen Eröffnung der neuen Forschungsstation überzeugte sich auch BGR-Präsident Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel persönlich von der vollen Funktionstüchtigkeit der Infraschallstation.

BGR-Präsident Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel bei der Einweihung von Neumayer IIIBGR-Präsident Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel bei der Einweihung von Neumayer III Quelle: BGR

Um IS27 nach einem derart umfassenden Neuaufbau wieder erfolgreich in das Überwachungssystem integrieren zu  können, wurden von der CTBT-Organisation eine Reihe von wissenschaftlich-technischen Validierungstests gefordert. „Es musste erneut der Nachweis für die einwandfreie Funktion der Messanlage entsprechend der CTBT-Standards erbracht werden“, so Hartmann.

Mit der Freischaltung der Infraschalldaten für die routinemäβige Nutzung am 2. Juli 2009 wurde der mehrmonatige Test abgeschlossen. Am 11. September 2009 war es dann soweit: Die Zertifizierungsgruppe der CTBT-Organisation bestätigte die erfolgreiche Revalidierung offiziell. Seitdem ist IS27 als eine von drei in Verantwortung der BGR betriebenen Messstationen wieder zuverlässiger Bestandteil des internationalen Überwachungssystems zur Einhaltung des Kernwaffenteststoppabkommens (CTBT).

Eine von neun Feldstationen der Infraschallmessanlage IS27Eine von neun Feldstationen der Infraschallmessanlage IS27 Quelle: BGR

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