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INDEX2017-Fahrt-Tagebuch, 09.09.2017

Log #5: Der große Rücken mit dem tiefen Graben

Der Sturm aus Süden ist unser treuer Begleiter geworden. 3500 Kilometer südlich von Sri Lanka haben wir das Lizenzgebiet mit bereits bekannten Erzvorkommen erreicht. Geplant war, diese nun noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Doch der Wellengang mit bis zu 4 Metern Höhe macht den Forschern einen Strich durch die Rechnung.

Elektroingenieur Henning Wedemeyer von der BGR prüft das HOMESIDE nach 37 Stunden MesseinsatzElektroingenieur Henning Wedemeyer von der BGR prüft das HOMESIDE nach 37 Stunden Messeinsatz Quelle: BGR

Nun bedarf es der Erfahrung des Fahrtleiters, welche Geräte an Bord auch bei hohem Wellengang mit Erfolg eingesetzt werden können. Solch ein robustes Gerät ist das von der BGR speziell für die Suche von Erzvorkommen entwickelte Echolot HOMESIDE. Es wird vom Schiff 100 Meter über den Meeresboden geschleppt. Dabei sendet es fächerförmig Schallwellen aus, die am Meeresboden reflektiert werden. Aus der Laufzeit der Schallwellen kann die Wassertiefe und daraus die Oberflächengestalt des Meeresbodens auf 10 Zentimeter genau ermittelt werden. Je detaillierter die Forscher die Topografie des Meeresbodens kennen, umso gezielter können sie ihre Messgeräte ausbringen, Erzvorkommen orten und vermessen.

Lage des Explorationsgebietes (rot) und Spreizungszentren der Ozeanischen Rücken (grün) mit aktiven Hydrothermalfeldern (gelb)Lage des Explorationsgebietes (rot) und Spreizungszentren der Ozeanischen Rücken (grün) mit aktiven Hydrothermalfeldern (gelb) Quelle: BGR

HOMESIDE eröffnet aber auch einen Einblick in ein fantastisches Unterwassergebirge, den Zentralindischen Rücken. Das Gebirge erstreckt sich im Indischen Ozean über eine Länge von 3000 Kilometer von Nord nach Süd. Es ist im Schnitt 500 Kilometer breit, was einer Entfernung von München bis Venedig entspricht. Das Gebirge markiert eine Grenze zwischen zwei Erdplatten. „Zieht man von beiden Seiten an einem Gummiband, wird es in der Mitte dünn“, erklärt Geologin Meike Klischies vom GEOMAR - Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Kiel das Prinzip des Auseinanderdriftens der Indischen Platte und der Afrikanischen Platte. „Die Ozeanische Kruste ist hier besonders dünn. Der Erdmantel darunter wölbt sich auf und basaltisches Magma tritt entlang der Naht als Lava aus. Aber nur sehr wenig Material, denn die Platten teilen sich mit 2 bis 4 Zentimeter pro Jahr nur sehr langsam.“

Geologin Meike Klischies ist Expertin für Lagerstättenmodellierung am GEOMARGeologin Meike Klischies ist Expertin für Lagerstättenmodellierung am GEOMAR Quelle: BGR

Typisch für Ozeanische Rücken mit langsamer Spreizungsrate ist die Ausbildung eines tiefen Grabens entlang ihrer Achse. In diesen Gräben liegen die Erzvorkommen. Dies ist auch hier im Indischen Ozean der Fall. Während die Grabenflanken in „nur“ 2200 Meter Wassertiefe aufragen, werden im circa 7 Kilometer breiten Graben Wassertiefen von bis zu 4500 Meter erreicht. Steigungen von 30 Prozent und mehr an den Grabenhängen sind keine Seltenheit. Das typische Tiefsee-Niveau beträgt ungefähr 5000 Meter.

Mitten im Lizenzgebiet der BGR befindet sich noch ein besonderes Areal. Dort grenzt der Zentralindische Rücken an den Südwestlichen und den Südöstlichen Indischen Rücken. An diesem Tripelpunkt driften die Afrikanische Platte, die Indische Platte und die Antarktische Platte auseinander. Alle Ozeanischen Rücken zusammen genommen bilden ein (Basalt-)Gebirge von 60000 Kilometern Länge. Damit befinden sich die flächenmäßig größten Gebirge der Erde unter dem Meer. Der einzige Gipfel eines Ozeanischen Rückens über dem Meeresspiegel ist Island.

Viele Grüße von der Sonne,

Bettina Landsmann, BGR-Geologin


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