Dieter Garbe-Schönberg vor dem ROV. Links von ihm ist das KIPS am ROV befestigt
Quelle: BGR
Dieter Garbe-Schönberg, Geochemiker, von der Christian-Albrechts-Universität aus Kiel, hat eine Apparatur zur Fluid-Probenentnahme für Unterwasserroboter entwickelt, das "KIPS". Mit dem KIPS kann man Proben direkt aus den heißen Quellen an Meeresgrund entnehmen und auch die Wassertemperatur messen.
Dieter Garbe-Schönberg stellt sich vor:
Was erforsche ich?
Seit vielen Jahre interessiere ich mich für Hydrothermalsysteme im Meeresboden, in denen weit über 400°C heißes Wasser zirkuliert. Dieses „Fluid“ löst Stoffe aus dem Untergrund – der ozeanischen Kruste -, transportiert sie entlang von Spalten und anderen Wegsamkeiten nach oben zum Meeresboden, wo dann die gelösten Metalle und andere Stoffe entweder in den Ozean entlassen werden oder bei der Vermischung mit kaltem Meerwasser als Sulfiderze abgesetzt werden. Sichtbarstes Anzeichen für diese austretenden Fluide sind Schwarze Raucher – „Schornsteine“ aus kupferreichen Sulfiderzen. Die Fluide liefern mit ihren gelösten Stoffen aber auch die Lebensgrundlage für wahre Oasen von komplexen Lebensgemeinschaften aus Bakterien, Muscheln, Seeanemonen, Krabben, Shrimps und unzähligen Kleinstlebewesen mit vielen noch unbekannten Arten. Ich bestimme nun die chemische Zusammensetzung dieser Fluide, um damit die besonderen Bildungsbedingungen im Untergrund des jeweiligen Hydrothermalsystems erforschen zu können. Das hilft uns zu verstehen, welche Metalle unter welchen Bedingungen gelöst, angereichert und in den Fluiden transportiert werden. Gleichzeitig erfahren wir, welche der gelösten Metalle gleich an Ort und Stelle wieder als feste Erzminerale abgelagert werden oder aber weit in die Meeresumwelt verteilt werden, wo sie auch als (Mikro-)Nährstoffe dienen.
Was mache ich hier auf der "Pourquoi Pas?"?
Ich bin im Rahmen eines Auftrages der BGR an der Ausfahrt INDEX2016 beteiligt. Für die Entnahme von Wasserproben bzw. „Fluiden“ direkt aus sehr heißen Quellen wie den Schwarzen Rauchern in der Tiefsee habe ich ein Fluid-Probenentnahmesystem für Unterwasserroboter (ROV) entwickelt – das „KIPS“ – mit dem ich während der INDEX-Expedition Fluidproben entnehme. Diese werden dann später in meinem Heimat-Labor an der Uni Kiel auf viele Inhaltsstoffe und Spurenelemente analysiert. Unser heißestes Fluid bisher war 418°C heiß – Weltrekord! – und hatte einen viel höheren Salzgehalt als „normales“ Meerwasser.
Was sind für mich die Höhepunkte dieser Reise?
Diese Expeditionen gehören zu den schönsten Erlebnissen in meinem Arbeitsleben, weil hier auf engem Raum an Bord des Forschungsschiffes Wissenschaftler aus vielen Ländern und ganz verschiedenen Forschungseinrichtungen an einem gemeinsamen Thema arbeiten. Das ist eine ungemein kreative und anregende Umgebung mit einem sehr intensivem Austausch zwischen den Disziplinen, aber auch zwischen Jung und Alt. Auf dieser Reise haben wir Strukturgeologie, Vulkanologie, Lagerstättenkunde, Geophysik, Geochemie, Ozeanographie, Biologie und Mikrobiologie vertreten und die Teilnehmer kommen aus acht verschiedenen Ländern. Da gibt es viele Gesprächsthemen. Der ganz besondere Reiz dieser INDEX-Expedition besteht für mich auch darin, dass wir in der Tiefsee arbeiten und Neues entdecken, das noch niemand je gesehen hat. Die Arbeit mit Unterwasserrobotern wie dem VICTOR und seinem Team hat seinen ganz eigenen, besonderen Reiz, man ist sozusagen „live“ bei den Entdeckungen dabei. An den bizarren Unterwasserlandschaften und dem lebhaften Treiben der dicht-an-dicht lebenden Tiere bei den Schwarzen Rauchern kann ich mich noch lange nicht satt sehen.