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04/05: Ein fossiles Rätsel aus dem Buntsandstein

Das Sammlungsobjekt des Monats

Steinkern eines Holzes aus dem Buntsandstein und seine SedimentationsgeschichteSteinkern eines Holzes aus dem Buntsandstein und seine Sedimentationsgeschichte Quelle: LBEG; Foto: Andrea Weitze

Manche Sammlungsstücke geben Rätsel auf und ihre Deutung erfordert paläokriminalistischen Spürsinn, so wie dieses Objekt aus dem Mittleren Buntsandstein (Untere Trias, ca. 245 Millionen Jahre) von Hardegsen (südliches Niedersachsen). Hier sind drei Ereignisse sichtbar:

  1. Die längliche Achse eines Pflanzenfossils, als halbfertiger Steinkern eingebettet, jetzt im konvex gerundetem Relief als Abdruckfossil vorliegend. Es handelte sich mit großer Wahrscheinlichkeit ursprünglich um (jetzt nicht mehr bestimmbares) Koniferenholz, denn
  2. bei genauerem Hinsehen ahnt man bei den längsgerieften Abdrücken der zerfaserten Holzachse kleine transversale Querrisse. Diese sind durch nachträgliche Verfüllung durch halbplastische Sedimente entstanden. Das durch den Sedimentdruck inkohlte Holz - es hat im Gegensatz zum Sediment unterschiedliche Material-Eigenschaften - ist transversal in diese "Schwundrisse" zerstückelt und hat so den Sedimenteintrag ermöglicht. Solche Phänomene sind von Treibhölzern aus dem Muschelkalk und aus dem gesamten Keuper, besonders aber aus dem Coburger Sandstein, wohl bekannt. Diese kleinen transversalen Schwundrisse sind von größter Bedeutung für die Enträtselung des Exponates, weil damit natürlich im Umkehrschluss die Holznatur bzw. die pflanzliche Abkunft des länglichen leicht konvexen unregelmäßig gerieften Abdrucks belegt werden kann. Ohne die transversalen Schwundrisse (das eventuell zu Gagat inkohlte Holz ist bei diesem Stück restlos weggelöst) könnten für die längsgerieften Abdrücke auch abiotische Ursachen angenommen werden. Die längsgerieften Abdrücke zeigen nicht im Entferntesten den biologischen Bauplan einer Pflanze, sondern eben nur die willkürlich zersplitterte Oberfläche eines ehemaligen hölzernen Stammes.
  3. Der ehemals pflanzliche Abdruck wurde durch ein anderes Ereignis abiotisch (sedimentologisch) überprägt. Das sind die großen transversalen Strukturen, die teilweise den pflanzlichen Abdruck ausgelöscht (überprägt) haben, also zeitlich später, aber noch im halbplastischen Sediment stattgefunden haben. Solche größeren Marken (teilweise konisch zulaufend!) sind auch aus dem Unteren Keuper bekannt, ihre Genese ist aber unklar.

Das Stück zeigt also sehr schön mehrere Phasen der Einbettungsgeschichte - als ein berühmtes Gegenstück an zur Fossilisation führender (taphonomischer) Mehrphasigkeit kann man an die Chirotherien-Trittsiegel aus dem Buntsandstein denken, bei denen auch Trockenrisse ausgelöscht wurden (oder vice versa).

Autor: Klaus-Peter Kelber, Uni Würzburg

Übrigens: Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.

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Kontakt

    
Dr. Olaf Lenz
Tel.: 0511-643-2561

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