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09/05: Ein Krebs in Muschelschalen?

Das Sammlungsobjekt des Monats

Exophthalmocythere rodewaldensis aus dem Unter-Hauterivium (Unterkreide, ca. 120 Millionen Jahre vor heute) des Salzgitter-Gebietes (Niedersachsen)Exophthalmocythere rodewaldensis aus dem Unter-Hauterivium (Unterkreide, ca. 120 Millionen Jahre vor heute) des Salzgitter-Gebietes (Niedersachsen) Quelle: LBEG; Foto: Gabriele Grützner

Muschelkrebse - damit sind Ostrakoden gemeint, die zu den Crustaceen gehören, wie z.B. ihre nächsten Verwandten, die Krebse. Auf Deutsch werden sie als Muschelkrebse bezeichnet, weil sie ihren Körper mit einem kalkigen, zweiklappigen, muschelähnlichen Gehäuse schützen. Ein auf der Rückenseite liegendes Schloss öffnet und schließt die beiden Klappen, wie bei einer Muschel.

Das Musterbeispiel einer Ostrakode, die nicht so leicht die Contenance verliert, auch wenn die Wellen mal wieder für Turbulenz am Meeresboden sorgen, zeigt diese Abbildung. Um möglichst nicht durcheinander gewirbelt zu werden, hat diese Gattung ein Gehäuse geschaffen, die vielleicht so manchen "Elch-Test" bestehen würde. Turbulenzen, hervorgerufen durch tiefgreifende Wellenbewegungen, kann diese Gattung erfolgreich durch die Konstruktion ihres kalkigen Gehäuses entgegenwirken; dafür sorgen z.B. die abstehenden Bauchstacheln (Ventralstacheln; im Bild unten). Ebenso der Balance, aber vielleicht auch um Nebenbuhler zu beeindrucken, dienen der aufragende Rückenstachel (Dorsalstachel; im Bild oben) und die kräftigen Randdornen vorn und hinten. Die hoch aufragenden Augenhöcker rechts im Bild sorgen für gute Sicht, auch wenn das Tier mal tiefer im Substrat steckt.

Der eine oder andere Betrachter dieses Bildes vermag eventuell Assoziationen zu Nashornkäfern herzustellen. Es handelt sich hier um Exophthalmocythere rodewaldensis aus dem Unter-Hauterivium (Unterkreide, ca. 120 Millionen Jahre vor heute) des Salzgitter-Gebietes (Niedersachsen).

Wissenswertes über Ostrakoden

Sie erreichen Größenordnungen von 0,4 bis 1,5 mm und größer. Als bisher größte Ostrakode gilt eine Leperditia-Art aus dem Devon mit einer Länge von 10 cm! Ähnlich wie bei den Krebsen durchlaufen sie acht Häutungsstadien.

Ihr Lebensraum ist hauptsächlich marin (bis 2800 m Tiefe); man findet sie aber auch im Süßwasser und sogar in Moosen.

Fossil überlieferte Ostrakoden haben meist keine Weichteile mehr, so dass für Bestimmungen die äußeren Gehäusemerkmale herangezogen werden. Bei guter Erhaltung lassen sich Abdrücke von Weichteilen wie z.B. Muskelnarben, die ebenfalls zur Funktion der Gehäuseöffnung und -schließung beitragen, an den Innenseiten der Klappen ausmachen. Daneben finden sich noch weitere Merkmale, die für die Lebensweise einer Ostrakode wichtig sind.

Ostrakoden gibt es schon seit dem Kambrium vor ca. 545 Millionen Jahren, und sie haben in ihrer erdgeschichtlichen Entwicklung zahlreiche Leitfossilien gestellt. In manchen Formationen findet man sie so häufig, dass die betreffenden Gesteine sogar nach ihnen benannt werden, wie z.B. der silurische "Beyrichienkalk". Auf äußere Umwelteinflüsse reagieren Ostrakoden meist sensibel, indem sie ihre Gehäusemerkmale ändern, um so ein Weiterleben auch mit veränderten Umweltbedingungen zu garantieren.

Autorin: Dr. Carmen Heunisch

Übrigens: Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.

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Kontakt

    
Dr. Olaf Lenz
Tel.: 0511-643-2561

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