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Jordanien - Management der Grundwasserressourcen

Land / Region: Jordanien / Vorder- und Mittelasien
Schwerpunkt: Grundwasser

Projektanfang: 01.09.2015

Projektende: 31.07.2021

Projektstand: 31.07.2021

Seit 1961 hat sich die Bevölkerungszahl Jordaniens von weniger als 1 Million Einwohner auf heute knapp 10 Millionen Einwohner verzehnfacht. Zeitgleich stiegen durch wirtschaftliche Entwicklung der individuelle private Wasserverbrauch und der Verbrauch von Bewässerungswasser für die Landwirtschaft. Heute deckt Jordanien, auch wegen fehlender Alternativen, rund 70 % seines Wasserverbrauchs aus Grundwasserressourcen. Bedingt durch die klimatischen Rahmenbedingungen sind viele dieser Ressourcen fossil oder haben sehr geringe Neubildungsraten. Hinzu kommt in den vergangenen Jahren eine zunehmende Verschlechterung der Grundwasserqualität durch Versalzung infolge der Übernutzung, falscher Entnahme und dadurch Mineralisierung in tieferen Schichten, hohem Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft, unsachgemäßem Umgang mit Abfällen aus Landwirtschaft und Industrie sowie unsachgemäßem Verbringen von Abfall und fehlender Aufbereitung von häuslichem Abwasser.

Die BGR ist in Jordanien seit 62 Jahren im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätig. Mit bisher insgesamt 25 Vorhaben zählt Jordanien zu den bedeutendsten Kooperationsländern der BGR weltweit. Die Schwerpunkte dieser langjährigen Zusammenarbeit haben sich über die letzten Jahrzehnte deutlich gewandelt. In den 1950er, 1960er und 1970er Jahren standen u.a. der Aufbau des geologischen Dienstes, die Erschließung von Grundwasser und Phosphatvorkommen, die Erarbeitung eines Wasserhaushaltsplanes sowie Untersuchungen der Ölschiefervorkommen im Vordergrund. Seit den 1980er Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt mehr zu grundwasserbezogenen Fragestellungen, einschließlich hydrogeologischen Kartierungen, der Erstellung von Grundwassermodellen und Fachbeiträgen zum National Water Master Plan. Heute liegt der Schwerpunkt in der Unterstützung der jordanischen Behörden bei einem nachhaltigeren Management und Schutz der vorhandenen Grundwasserressourcen. Langjährige Partner auf jordanischer Seite waren und sind das für Wasser zuständige Ministerium (Ministry of Water and Irrigation-MWI) und die Water Authority of Jordan (WAJ).

Abgeschlossenes Vorhaben „Programm - Management der Grundwasserressourcen (BGR)“

Das gerade abgeschlossene Vorhaben „Programm - Management der Grundwasserressourcen (BGR)“ stärkte die technischen Fähigkeiten der nationalen Behörden zur Bewertung der landesweit verfügbaren Grundwasserressourcen. Durch die regelmäßige Aufnahme und Analyse von hydrogeologischen Daten wurde das MWI in die Lage versetzt, die sich kontinuierlich verschärfende Situation der Grundwasserressourcen darzustellen, zu bewerten und in den politischen Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen. Viele Entscheidungen zum Management der Grundwasserressourcen wurden zuvor auf Basis von über 20 Jahre alten Informationen oder Schätzungen getroffen. Denn zuvor wurden seit mehr als 20 Jahren die Daten zu Grundwasserständen und –qualität nicht mehr systematisch aufgenommen und ausgewertet. Bei Projektbeginn war das MWI nicht in der Lage, eine belastbare Aussage über die aktuelle und zukünftige Verfügbarkeit der nationalen Grundwasserressourcen zu treffen.

Verbesserung von Datenaufnahme, Datenhaltung und Publikation

Im Rahmen des Vorhabens entstand ein aktualisiertes Inventar der jordanischen Grundwasserressourcen (Groundwater Resources Assessment of Jordan (2017)) . Neben der landesweiten Aufnahme und Interpretation von hydrogeologischen Daten wird darin auch die zeitliche Entwicklung der Grundwasserressourcen analysiert. Hierzu wurde die aktuelle Situation mit der Ausgangslage in den 1990er Jahren verglichen. Die entstandene Studie stellt den Entscheidungsträgern des jordanischen Wassersektors aktuelle hydrogeologische Informationen der wichtigsten Grundwasserleiter Jordaniens zur Verfügung. Hierdurch wird die Möglichkeit eröffnet, zukünftig die kritische Ressourcensituation bei Managemententscheidungen und in der Wasserinfrastrukturplanung zu berücksichtigen.
Außerdem wurde das MWI im Rahmen des Projektes befähigt, hydrogeologische Daten in Zukunft selber aufzunehmen, darzustellen, zu interpretieren und zu veröffentlichen. 2018 erschien erstmals das jordanische Wasserressourcenjahrbuch, das danach bereits zweimal selbstständig durch das MWI veröffentlicht wurde. Des Weiteren unterstützte das Vorhaben die Einführung und Aufrechterhaltung von Standards zur Gewährleistung der Datenqualität und bei der Zulieferung an die zentral vorgehaltenen Datenbanksysteme.

Water Year Book Jordan, Hydrological Year 2016-2017Water Year Book Jordan, Hydrological Year 2016-2017 Quelle: MWI

Groundwater Resource Assessment of Jordan (2017)Groundwater Resource Assessment of Jordan (2017) Quelle: BGR

Einführung und Weiterentwicklung von Entscheidungsunterstützungssystemen (Decision Support System – DSS)

Neben der Aufnahme und Darstellung der gegenwärtigen Grundwasserressourcen und deren Entwicklung in der Vergangenheit befähigte das Vorhaben das MWI auch, die zukünftige Grundwassersituation zu berechnen, darzustellen und zu interpretieren. Das Entscheidungsunterstützungssystem WEAP-DSS bildet die landesweite jordanische Wasserinfrastruktur ab und ist im MWI zur Erstellung der jährlichen Wasserbilanz seit mehreren Jahren etabliert. Allerdings hatte das DSS vor Beginn des Projektes eine wesentliche Schwäche, die eine Nutzung des vollen Potenzials des Instruments nicht zuließ, da das Modell im ursprünglichen Zustand die Grundwasserressourcen nur sehr eingeschränkt darstellen konnte. Das Vorhaben entwickelte daher ein Grundwassermodell auf Modflow Basis, das für die Kopplung an das bestehende WEAP-DSS optimiert ist. Nach erfolgreicher Kopplung der beiden komplexen Systeme verfügt das MWI nun über ein Werkzeug, das sowohl die Wasserinfrastruktur als auch die Grundwasserressourcen abbilden kann (WEAP-Modflow-DSS). Dem MWI ist es nun möglich, die zukünftige Situation der Grundwasserressourcen darzustellen und diese Information für die Bewusstseinsbildung oder die politische Sensibilisierung zu nutzen. Des Weiteren kann das DSS genutzt werden, um die zukünftige Auswirkungen von Wassermanagemententscheidungen auf die Grundwasserressourcen abzuschätzen. Diese Information ermöglicht es, das komplexe System Wasserinfrastruktur-Grundwasserleiter in politischen Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen.


Einführung von Brunnenfeldmanagement

Der Druck auf die jordanische Trinkwasserversorgung hat sich auch durch Zustroms von syrischen Flüchtlingen deutlich erhöht. Dies betrifft vor allem das Wasserversorgungsgebiet der Yarmouk Water Company (YWC) in den nördlichen Gouvernoraten Mafraq, Irbid und Zarqa. Durch den hier hohen Zustrom an Flüchtlingen hat sich die Gesamtmenge an benötigtem Trinkwasser in den letzten Jahren erheblich erhöht. Um den Bedarf zu decken, werden die vorhandenen Wasserressourcen überpumpt und öffentliche und private Brunnen kontinuierlich vertieft oder neue Brunnen angelegt. In der Folge fallen die Grundwasserspiegel rapide ab und die Wasserqualität verschlechtert sich.

Um diese Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können, ist es erforderlich die vorhandenen Wasserressourcen im Umfeld der Brunnenfelder genau abzuschätzen und die verfügbaren Wasserressourcen entsprechend dem Bedarf zuzuteilen und gleichzeitig langfristig zu schützen. Mit Hilfe von Bewirtschaftungsplänen und regelmäßigen Treffen von Brunnenfeldmanagementkomitees wurden die beteiligten Institutionen (MWI, WAJ, YWC) in die Lage versetzt, eine effektivere Steuerung und strategische Planung zur Verteilung der Wasserressourcen in den flüchtlingsaufnehmenden Gebieten auf lokaler und regionaler Ebene zu entwickeln. Durch eine differenzierte Bewirtschaftungsstrategie der Brunnenfelder verringert sich so das Risiko der Überförderung, der Versalzung und des Trockenfallens von Brunnen. Dies trägt zur Vermeidung von wirtschaftlichen Kosten und ökologischen Schäden bei und hilft, die Wasserversorgung in den flüchtlingsaufnehmenden Gemeinden und Städten sowie in den Flüchtlingscamps weiterhin aufrecht zu erhalten.

Berücksichtigung von Grundwasseraspekten in der Landnutzungsplanung

Im Rahmen des Vorhabens wurde gemeinsam mit dem MWI eine flächendeckende Grundwasser-Vulnerabilitätskarte für Nord- und Zentral-Jordanien entwickelt. Diese dient dem Schutz der Grundwasserleiter, die für die Trinkwasserversorgung genutzt werden. Restriktionen zur Flächennutzung können auf dieser Basis zielgerichteter erfolgen und das Risiko einer Verschmutzung wichtiger Grundwasserressourcen für die Trinkwassernutzung kann eingedämmt werden. In diesem Kontext wurde außerdem mit dem Ministry for Local Administration (MoLA), welches in Jordanien für die Landnutzungsplanung zuständig ist, zusammengearbeitet.

Das Projekt „Programm – Management der Grundwasserressourcen (BGR)“ entstand aus einer Zusammenführung der zuvor parallel durchgeführten Vorhaben „Management der Grundwasserressourcen“ und „Verbessertes Grundwasserressourcenmanagement als Antwort auf die syrische Flüchtlingskrise“ und hatte eine Gesamtlaufzeit von September 2015 bis Juli 2021. Der deutsche Gesamtbeitrag belief sich auf insgesamt 7,5 Mio. EUR.

Projektbeiträge:

Literatur:

Partner:

Ministry of Water and Irrigation (MWI)

Kontakt:

    
Alexander Jokisch
Tel.: +49-(0)511-643-3817

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